Tierische Informationen: Hunde
Sexualität des Rüden
Der gesunde Rüde wird je nach Rasse oder Typus zwischen dem 5. und 12. Lebensmonat die Geschlechtsreife erlangen.
Rüden kleiner Rassen oder kleine Mischlinge werden mitunter bereits mit dem 5 Lebensmonat geschlechtsreif.
Mit dem Anfluten von Geschlechtshormonen wird das junge Kerlchen anfangen, sein Verhalten zu ändern. Er hebt nun das erste Mal das Bein beim Urinieren und zeigt beim Spazierengehen verstärkt aufmerksames, vielleicht auch etwas gestresstes, renitentes Verhalten. Er markiert seine Umwelt mit Urin und beginnt eventuell schon recht schnell gleichgeschlechtlichen Artgenossen imponieren zu wollen. Auch interessiert er sich nun auffällig für das weibliche Geschlecht. Ein auflehnendes evtl. auch aggressives Verhalten gegenüber dem Besitzer kommt vor. In dieser Phase scheint er so alles, was er je gelernt hat, vergessen zu haben. Nein, keine Sorge, dass hat er nicht. In seinem juvenilen Gehirn finden nun wichtige Umbauprozesse statt, es werden neue Verknüpfungen zwischen Nervenzellen hergestellt und die Autobahnen im Gehirn bekommt ein viel komplexeres Netzwerk. „Daten“ können nun viel schneller hin und hergeschickt werden. Alte, nicht mehr gebrauchte Strukturen aus dem Kindezimmer“ werden nun zurückgebildet und durch bessere und komplexere ersetzt.
Viele Menschen sind derartig überrascht von diesem neuen Verhalten, dass als erstes eine Kastration in Erwägung gezogen wird, in der Hoffnung der junge Rüde werde wieder so wie vorher.
Eine Kastration darf nach dem Tierschutzgesetz ausschließlich aus medizinischen Gründen erfolgen. Gründe sind z.B. Hodentumoren, Prostataveränderungen oder Hypersexualität. Der Wunsch, den Rüden besser erziehbar zu machen, zählt nicht dazu, abgesehen davon, dass das auch gar nicht funktioniert. Die Kastration umfasst das Entfernen beider Hoden.
Die Geschlechtshormone sind keineswegs ausschließlich dafür da, den Rüden zeugungsfähig oder die Hündin empfängnisbereit zu machen. Sie erfüllen beim Heranwachsenden unter vielem anderen die Funktion der Gehirnentwicklung und Ausbildung der sozialen Reife.
Eine Frühkastration beim Rüden kann zu einer Veränderung und Verzögerung des Wachstums führen, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Knochen- und Gelenksproblemen führen kann.
Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko für einige Krebsarten und Harninkontinenz, da die Hormone, die für die Kontrolle des Blasenschließmuskels verantwortlich sind, reduziert werden.
Ein vorher ängstliches und gestresstes Verhalten kann sich noch deutlich verschlimmern.
Es besteht die Möglichkeit, eine kritische Phase in der Pubertät mit einem sogenannten Kastrationschip zu überbrücken. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein synthetisch hergestelltes Hormon aus dem Körper welches in Konkurrenz mit dem Echten tritt und dessen Bindungsstellen besetzt. So bekommt der Hoden kein Signal, Testosteron zu produzieren und der Rüde ist quasi wie kastriert. Er wird also über einen definierten Zeitraum steril sein.
In den ersten sechs Wochen bis zum Einsetzen der Wirkung aber, kann es sein, dass der Rüde das Verhalten verstärkt. Ebenso wird er, wenn die Wirkung nachlässt, evtl. nochmals eine Art Pubertät durchlaufen.
Vor der Entscheidung für einen Rüden sollte man sich daher gut informieren, was das Geschlecht und in diesem Zusammenhang auch die Rasse, resp. der Typus für Herausforderungen mit sich bringen kann.
Wenn man sich überlegt, welche Rolle der männliche Canide in der Natur einnimmt, erklären sich viele Verhaltensweisen von selbst. Je nachdem für welche Rasse man sich entscheidet, kann sich das dann auch schon mal schwierig gestalten.
Wenden Sie sich bei Fragen rund um dieses Thema an einen unserer Tierärzte – wir beraten Sie gerne!