Tierische Informationen: Katzen

 

Was ist eine „idiopathische Zystitis“?

Dieser Begriff beschreibt eine chronische Entzündung der Harnblase bei Katzen, die durch blutigen, schmerzhaften und häufigen Urinabsatz inner- und außerhalb der Katzentoilette gekennzeichnet ist.

Typisch für die Erkrankung sind das plötzliche Auftreten der Beschwerden, die kurze Krankheitsdauer und die teilweise bis zu monatliche Wiederkehr der Symptome. Wohnungskatzen beiderlei Ge-schlechts sind von der Störung des unteren Harntraktes vermehrt betroffen. Die idiopathische Zystitis ist, abgesehen von Problemen, die durch Harnsteine hervor-gerufen werden, die häufigste und wichtigste Blasenerkrankung der Katze.

Wodurch entsteht diese Erkrankung?

Wie der Begriff „idiopathisch“ („aus sich selbst heraus“) bezeichnet, ist die genaue Ursache (noch) nicht bekannt. Allerdings kennt man inzwischen zahlreiche Faktoren, die zum Entstehen der Entzündung beitragen.

Stress spielt dabei die zentrale Rolle. Wir Menschen wissen, wie sehr uns Unannehmlichkeiten zusetzen können: ungelöste Probleme, Sorgen und Nöte liegen uns oft schwer im Magen, führen zur so genannten Stressgastritis und bereiten uns Magengeschwüre.

Bei unseren Katzen führen entsprechen-de Belastungen zu gleichartigen Veränderungen der Blasenschleimhaut. Ihnen liegt also ein Problem sprichwörtlich „schwer in der Blase“! Dabei wird die Schutzschicht der Blasenschleimhaut verändert, reizende Inhaltsstoffe des Urins können tiefer in die Blasenwand eindringen und so eine sehr schmerzhafte Entzündung auslösen.

Als Beispiel für derartige Stress-Faktoren der Katze gelten plötzliche Änderungen von Futter, Umwelt (z.B. Wohnungseinrichtungen), neue Familienmitglieder oder Tiere im Haushalt, ja sogar familiäre Schwierigkeiten. Besonders empfindlich reagieren manche Katzen, wenn es um das „Stille Örtchen“ selbst geht. Vor allem bei der Haltung von zwei oder mehreren Katzen können ungünstig aufgestellte Toiletten, zu wenige oder ungeeignete Katzenklos zu einer erheblichen Störung des Wohlbefindens eines  Stubentigers führen.

Wie lässt sich diese Erkrankung feststellen?

Es gibt keine Möglichkeit, diese Erkrankung mit Hilfe eines speziellen Tests zu bestimmen. Da zahlreiche Krankheiten der Blase und des Harntraktes der Katze mit ähnlichen Beschwerden einhergehen, ist es notwendig, alle anderen  Erkrankungen vor einer endgültigen Diagnosestellung auszuschließen.

Mit Hilfe von speziellen Urin- und Blutuntersuchungen können Funktionsstörungen der Niere und infektiöse Ursachen abgeklärt werden. Harnsteine und Gewebszubildungen der Blase als mögliche Blutungsquellen lassen sich durch Röntgenaufnahmen und insbesondere durch Ultraschalluntersuchungen nachweisen. Erst wenn keine anderen Ursachen gefunden werden, kann die idiopathische Zystitis der Katze diagnostiziert werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Da der genaue Auslöser für diese Erkrankung nicht bekannt ist, gibt es kein Allheilmittel.

Grundlage einer wirksamen Therapie ist deshalb vielmehr das Bemühen, das Umfeld der Katze möglichst stressarm zu gestalten. Die genaue Beobachtungsgabe des Katzenbesitzers sowie gute Kenntnisse zur artgerechten Haltung von Katzen sind hierbei von großer Wichtigkeit. Im Gespräch mit dem beratenden Tierarzt können Haltungsbedingungen optimiert und so das Wohlbefinden der einzelnen Katze oder Katzengruppe verbessert werden. Da vornehmlich Wohnungskatzen erkranken, ist die Möglichkeit von Freilauf in Erwägung zu ziehen, um der Katze ein größeres und vielgestaltiges Revier und artspezifische Verhaltensweisen wie Beutefang und Ähnliches zu ermöglichen.

Bei ausschließlicher Wohnungshaltung besteht die Möglichkeit, mit katzenspezifischen Duftstoffen (Pheromonen) das Umfeld attraktiver zu gestalten.

Die medikamentöse Behandlung der Zystitis beinhaltet zwei Komponenten.

Kurzfristig steht die Schmerztherapie mit speziellen Entzündungshemmern und krampflösenden Präparaten im Vordergrund.

Langfristig ist es wichtig, Stressoren zu erkennen und zu vermeiden, die Wasseraufnahme zu erhöhen und ein gutes Management der Katzentoiletten zu gewährleisten.

Nur in Ausnahmefällen und bei sehr ängstlichen und labilen Tieren kann die zusätzliche Gabe von Angst lösenden Medikamenten im Interesse des Tieres und des Behandlungserfolges sinnvoll sein.

Dosenfutter-Spezialdiäten zur Therapie von Erkrankungen der unteren Harnwege der Katze sind ein weiterer, wesentlicher Aspekt zur Stabilisierung der Blasenfunktion.

Wie sehen die Heilungserfolge aus?

Der Therapieerfolg ist direkt abhängig vom Erkennen und Vermeiden der Stress- und Risikofaktoren.

Das Wissen um die Hintergründe dieser Erkrankung hilft, als Besitzer bei möglichen Rückfällen mit blutigem, schmerzhaftem Harnabsatz, auch im Interesse der Katze, gelassener zu bleiben.