Tierische Informationen: Allgemeines
Diabetes mellitus bei Hund & Katze
Was ist Diabetes mellitus?
Zur Aufrechterhaltung aller Stoffwechselvorgänge benötigt der Körper Energie in Form von Glukose (die einfachste Form des Zuckers). Durch vielfältige Verdauungsprozesse wird die Glukose aus der aufgenommen Nahrung gewonnen und über das Blut zu den Zellen und Organen des Körpers transportiert. Das Hormon Insulin, welches in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, ist zwingend erforderlich um die Glukose aus dem Blut in die Körperzellen hinein zu transportieren.
Beim Diabetes mellitus kommt es zu einem Insulinmangel, dessen Entstehung unterschiedliche Gründe haben kann:
- Einen angeborenen Defekt in der Bauchspeicheldrüse.
- Eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse durch Infektionen, Tumoren, Erschöpfung, etc.
- Resistenz der Insulinrezeptoren an der Körperzelle bei einer gesunden Bauchspeicheldrüse (z.B. nach jahrelangem Glukoseüberangebot bei stark übergewichtigen Tieren).
- Stress, hormonelle Veränderungen und andere Stoffwechselerkrankungen.
Liegt ein absoluter oder relativer Insulinmangel vor, kreist die Glukose unverwertbar im Blut. Dies führt zu einem Energiemangel in den Körperzellen und führt in der Folge zu Schäden an Geweben und Organsystemen.
Wie äußert sich Diabetes mellitus?
Häufig ist das erste Symptom stark gesteigertes Durstverhalten und in der Folge ein gesteigerter Urinabsatz. Verdächtig ist eine erhöhte Wasseraufnahme, die über mehrere Tage anhält.
Da der Körper bei einem „Diabetiker“ die zugeführte Energie nicht verwerten kann, bemerkt man oft einen Gewichtsverlust bei gleichbleibender oder erhöhter Nahrungsaufnahme, Schwäche und Antriebslosigkeit. Auch allgemeine Symptome wie struppiges, glanzloses Fell sind häufig. Bei Hunden ist eine Linsentrübung der Augen möglich.
Betroffen sind v.a. übergewichtige Tiere und Tiere ab 8 Jahren, Hündinnen und Katzen doppelt so häufig wie Rüden und kastrierte Kater. Bestimmte Rassehäufungen gibt es ebenfalls.
Was bedeutet diese Diagnose für mein Tier?
Wurde bei einem Tier ein Diabetes mellitus festgestellt ist in der Regel eine lebenslange Therapie notwendig!
Wie kann man einen Diabetes mellitus feststellen?
Die Diagnose der Erkrankung erfolgt durch mehrmalige Messung der Zuckerkonzentration im Blut und im Urin. Die Diagnose sollte nicht nach einmaliger Zuckermessung gestellt werden.
Da insbesondere bei Katzen die Glukosekonzentration stressabhängig stark ansteigen kann, eignet sich hier sowie auch bei anderen Grenzfällen die Be-stimmung der Fruktosamine (eine Form „verzuckerter“ Eiweiße) im Blut, die nur bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten auftreten.
Ihr Tier hat Diabetes mellitus – wie geht es weiter?
Die nun folgende Therapie ist lebensnotwendig und in den meisten Fällen auch lebenslang durchzuführen. Sie besteht je nach Schwere der Krankheit aus Folgenden Schritten:
- Die erste und wichtigste Maßnahme ist ein konsequenter Ernährungsplan. Hier stehen wir Ihnen mit einer ausführlichen Beratung zur Seite. Übergewichtige Tiere müssen ihr Gewicht durch Reduktionsdiät langsam abbauen. Normalgewichtige Tiere sollten durch eine Spezialdiät größere Schwankungen im Blutzuckerspiegel vermeiden. Auch für Katzen sind solche Spezialdiäten verfügbar, die Akzeptanz ist hier allerdings unterschiedlich groß.
- Mehr Bewegung. Übergewichtige Tiere reduzieren ihr Gewicht nicht nur durch Diät, sondern auch durch mäßig gesteigerte Bewegung. Dabei niemals außergewöhnlich hohe Belastungen fordern. Auch Katzen kann man spielerisch zu mehr Aktivität auffordern.
- Insulininjektionen. Die Gabe von Insulin wird durch Ihren Tierarzt berechnet und durch wiederholte Blutzuckerbestimmungen an Ihr Tier individuell angepasst. In der Regel sind hierzu mehrere Blutzuckertagesprofile notwendig, die sowohl in unserem Kleintiercentrum als auch von Ihnen zuhause erstellt werden können. Hierfür benötigen Sie ein veterinärmedizinisches Blutdruckmessgerät. Der Blutzucker wird vor der Fütterung/Injektion, sowie 2 und 8 Stunden danach gemessen. Blut gewinnt man durch einen kleinen, nicht schmerzhaften Nadelstich in die Ohr- oder Lefzeninnenseite. Anzustrebende tiefste Blutzuckerwerte liegen bei 100-125 mg/dl, im Tagesverlauf sollte der Blutzuckerwerte idealerweise nicht über 200 mg/dl ansteigen. Es besteht auch die Möglichkeit, über eine auf die Haut aufgeklebte Sonde die Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum zu messen.
Was muss man beim Insulin beachten?
Insulin muss im Kühlschrank aufbewahrt werden. Vor Injektion muss das Insulin geschüttelt und damit gut durchgemischt werden. Insulin wird subkutan (unter die Haut) gespritzt. Keine Angst vor dem Spritzen!
Lassen Sie sich von uns die Insulinspritzen und das Aufziehen der Dosierung genau zeigen. Wichtig ist, dass keine Luftblasen in der Spritze sind. Alternativ gibt es auch Insulin-Pens, bei denen das Aufziehen des Insulins entfällt. Auch die subkutane Injektion zeigt Ihnen unser Team. Mit Kochsalzlösung können Sie es hier schon einmal unter Anleitung ausprobieren.
Fragen Sie bei Unklarheiten nach. Wir helfen Ihnen gern, denn eine exakte Dosierung und Verabreichung sind für ihr Tier lebenswichtig.
Insulinnadeln sind sehr fein, sehr kurz und Insulin brennt nicht. Ihr Tier wird den kleinen Piks kaum spüren und sich schon bald an den Ablauf der Injektionen gewöhnt haben.
Wie koordiniert man Fütterung und Insulingaben?
Wichtig! Insulingaben und Fütterung erfolgen täglich
- zur gleichen Zeit (i.d.R. 2 x im Abstand von 12 Stunden)
- mit der gleichen Menge
- mit der gleichen Diät
Füttern Sie zweimal täglich. Spritzen Sie das Insulin bei oder direkt nach der Nahrungsaufnahme.
Jede Art von „Zwischendurch-Leckerlis“ ist tabu, da diese Ihren Behandlungserfolg verhindern.
Was geschieht wenn der Blutzuckerspiegel zu tief sinkt?
Diese Komplikation entsteht, wenn
- zu viel Insulin verabreicht wurde
- dem Tier Insulin gespritzt wurde und es anschließend die Nahrung verweigert oder Erbrochen hat
- das Tier übermäßig aktiv war
Gefährlich werden Blutzuckerwerte unter 50 mg / dl.
Symptome sind Unruhe, Zittern, Bewegungsstörungen, Krämpfe bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Ist das Tier in der Lage zu fressen bieten Sie umgehend Futter an.
Ist das Tier zu geschwächt verabreichen Sie Traubenzucker, Honig oder Zuckerlösung bzw. massieren Sie Zucker oder Sirup ins Zahnfleisch oder unter die Zunge. Sobald sich das Tier erholt bieten Sie Futter an und informieren Sie Ihren Tierarzt.